Am Ende des 18. Jahrhunderts trat in ihre Stellung Adelungs "Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie". Es wurde viel diskutiert, um die Schreibung zu regeln. 1876 fand die erste orthographische Konferenz statt. Doch erst die zweite staatliche orthographische Konferenz von 1901 in Berlin führte eine einheitliche Regelung der Schreibung ein: (Konrad Duden "Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache", 1880). 1902 geschah die amtliche Regelung der Schreibung durch die Regierungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.
Diese amtliche Rechtschreibung, die von 1901/1902 datiert, war bis 2004 gültig. Diese veraltete Norm musste den heutigen Erfordernissen angepasst werden. Es war notwendig, die Rechtschreibung durch Systematisierung zu vereinfachen. Auf der Wiener Orthographiekonferenz von 22. bis 24. November 1994 verständigten sich die Vertreter der deutschsprachigen Länder über eine Neuregelung der deutschen Rechtschreibung.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde von 1994 bis 2005 der Übergang zur neuen Rechtschreibung vorbereitet. Ab 2005 wurde die neue Rechtschreibung gültig. Sie musste aber zuerst in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Weg durch die politischen Entscheidungsinstanzen gehen und dann verträglich vereinbart werden.
Die neue Regelung bemüht sich um eine behutsame Vereinfachung der Rechtschreibung. Sie erreicht das vor allem durch die Beseitigung von Ausnahmen und Besonderheiten. Sie weitet damit den Geltungsbereich der Grundregeln aus und erhöht so die Systematik.
Die deutsche Rechtschreibung wird leichter erkennbar und einfacher sein, ohne dass die Tradition der deutschen Schreibkultur beeinträchtigt wird. Die Lesbarkeit von Texten in der bisherigen Orthographie bleibt erhalten. Die Neuformulierung nach klaren, einheitlichen Gesichtspunkten macht die Regeln insgesamt verständlicher und durchsichtiger.
z.B.: bisher künftig
1) gestern, heute, gestern, heute, morgen abend morgen Abend
2) beim alten bleiben beim Alten bleiben
3) Asphalt auch: Asfalt
4) Baßstimme Bassstimme
5) bißchen bisschen
6) mißhandeln misshandeln
7) im großen und ganzen im Großen und Ganzen
8) verbleuen verbläuen
9) im trüben fischen im Trüben fischen
10) er wußte er wusste
Schon in 19.Jahrhundert dachten viele Gelehrten an die Notwendigkeit, eine einheitliche Aussprache zu schaffen.
"Deutsches Aussprache-Wörterbuch" (1885) von Wilhelm Viёtor stellt die Forderung der strengen Scheidung der literatursprachligen Aussprache von der heimischen mundartlichen Aussprache.
1898 kamen in Berlin Vertreter der Sprachwissenschaft und der Bühne zu einer Beratung zusammen. Dann sammelte Professor Theodor Siebs die Ergebnisse der Beratung und veröffentlichte sie in einem Buch unter dem Titel "Deutsche Bühnenaussprache" (1898), in den späteren Auflagen "Deutsche Hochsprache". Die Regeln dieses Buches gelten auch heute als Norm der Aussprache (Literatursprache).
Ein mächtiger Anstoß zur Entwicklung der deutschen Sprache waren
in der neuhochdeutschen Zeit das Aufblühen der deutschen nationalen Literatur (Lessing, Goethe, Schiller, A.Seghers, W.Bredel u.a.), das Aufblühen der klassischen deutschen Philosophie (Kant, Fichte, Hegel, Schelle), die rasche Entwicklung von Wissenschaft und Technik.