Der Prozess des Alterns und Verschwinden der Lexik ist viel langsamer als das Entstehen von neuen Wörtern. Demzufolge sind drei Wortgruppen im Wortschatz der deutschen Sprache zu jeder bestimmten Entwicklungsperiode zu unterscheiden:
- Wörter, die zu dieser bestimmten Periode sind und eigentlich den Wortschatz der Sprache ausmachen;
- Wörter, die aus irgendwelchen Grund veraltet sind;
- Wörter, die neu entstanden sind.
Die zeitliche Markierung der Lexik ist eine der wichtigsten kommunikationsrelevanten Kennzeichnungen des Wortes, ihre wichtigsten Erscheinungsformen sind Neologismen und Archaismen.
Unter Archaismen versteht man Wörter und Wendungen, die im heutigen Sprachgebrauch wegen ihrer Bedeutung oder lautlich-grammatischen Form als veraltet empfunden werden. Der Archaismus bezeichnet ein funktional veraltetes Wort.
Da das Wort eine Einheit aus Formativ und Bedeutung ist, unterscheidet man demnach folgende Arten von Archaismen:
- Begriffsarchaismen sind die Wörter und Wendungen, die Begriffe aus früheren historischen Epochen bezeichnen. Sie bezeichnen die Gegenstände oder Erscheinungen, die heute veraltet sind oder nicht mehr gebraucht werden. Sie werden genutzt, um über nicht mehr existente Denotate zu kommunizieren und das Zeitkolorit zu beleben. Sie sind mit der Geschichte des Volkes verbunden.
- Semantische Archaismen sind solche Lexeme und Wendungen, die im heutigen Sprachgebrauch durch neue, jüngere Synonyme verdrängt werden.
- Unter Bedeutungsarchaismen versteht man solche Lexeme, deren Grundbedeutung oder eine andere Bedeutung veraltet ist. Diese Archaismen sind auch mit der Geschichte des Volkes verbunden.
- Unter Formarchaismen versteht man Wörter, deren lexikalische Form veraltet ist. Man kann die Formarchaismen in drei Gruppen einteilen:
- Wörter, die nicht mehr gebräuchlich sind, obwohl ihre Bedeutungen nicht veralten und diese Wörter vorhandene Begriffe ausdrücken;
- Wörter, die eine veraltete lautliche Form haben;
- Wörter, die eine veraltete grammatische Form haben.
In der heutigen Kommunikation sind Archaismen nur motiviert zu gebrauchen. Kommunikativ notwendig ist ihre Verwendung zur Benennung von Sachverhalten historisch zurückliegender Zeitepochen. Eine spezielle Funktion haben Archaismen im Sprachkunstwerk zur Schaffung eines Zeitkolorits. Archaismen werden auch als Mittel des Sprachporträts genutzt. Durch altertümliche Redeweise wird die Generationsgebundenheit einer Person charakterisiert.
Neologismen stellen eine konkrete Geschichte des Volkes dar. Das ist ein neues Wort, das zu einer bestimmten Epoche entstanden ist. Dieses Wort benennt alles Neues, was in der Gesellschaft benannt werden soll. Neologismen entstehen in allen Bereichen des Lebens – in der Politik, im Gesundheitswesen, im Bereich der Industrie, Technik, Werbung.
Der Neologismus wird als eine neue lexikalische Einheit aus Neulexeme und Neubedeutung definieren, die in einer Gemeinschaft aufgrund des kommunikativen Bedarfs aufkommen, in den allgemein gebräuchlichen Wortschatz übernommen und als sprachliche Norm akzeptiert werden. Der Neologismus kann sich entweder auf das Zeichen in seiner formalen und inhaltlichen Gesamtheit oder nur auf eine seiner beiden Seiten, auf seine Bedeutung beziehen.
Die Ursachen der Bildung von Neologismen liegen im Bedarf an neuen Benennungen, die als Erstbenennungen für neue Objekte oder als pragmatisch günstigere Zweitbenennungen für alte Objekte gebraucht werden. Die Zweitbenennungen entstehen oft, um das soziale Prestige des bezeichneten Denotats zu erhöhen oder den Ausdruck zu verstärken bzw. zu verhüllen. Man unterscheidet folgende Wege der Entstehung von Neologismen: Entlehnung, Wortbildung, Bedeutungswandel, Analogie.
Folgende Aspekte der modernen Phraseologie-Forschung sind zu nennen:
- der Benennungsaspekt, d. h. die Untersuchung der Frage, welche Fragmente der außensprachlichen Wirklichkeit durch feste Wortkomplexe bekannt werden, die Mechanismen ihrer Erzeugung, Probleme der Modellierung;
- semantische Eigenständigkeit im Vergleich zu einfachen sprachlichen Zeichen;
- kommunikative und pragmatische Potenzen und Leistungen der phraseologischen Wendungen im Text; Prozesse der Idiomatisierung und Metaphorisierung der Phraseologismen. Es gibt lexikalische und stilistische Neologismen. Man unterscheidet drei Gruppen der lexikalischen Neologismen: Neuwort, Neuprägung und Neubedeutung.
Zu den Neulexemen gehören Neuentlehnungen, Neuphraseologismen, Kunstwörter, Kontrakturen, Abkürzungen. Neuschöpfungen entstehen ohne analoge Wortbildungsmuster.
Neuprägungen bzw. Neubildungen das sind die Wörter, die nach funktionierenden Modellen gebildet werden, aber man bekommt neue Kombinationen und Bedeutungen. Neuprägungen sind Komposita und Derivate verschiedener Art, die nach einheimischen Wortbildungsmustern entstehen.
Neubedeutungen sind neue Bedeutungen der schon vorhandenen Wörter. Neubedeutungen können auch auf fremdsprachliche Einflüsse zurückgehen. In diesem Fall spricht man von Bedeutungsentlehnungen. Unter stilistischen Neologismen versteht man individuelle Wortschöpfungen, die als Einzelbildungen in einem literarischen oder wissenschaftlichen Werk entstanden sind. Sie sind zu besonderen Stilistischen Zwecken gebraucht werden.
Wenn ein Neologismus einen wichtigen Begriff ausdrückt und all- gemein gebräuchlich ist, verliert das Wort den Charakter des Neuen und ist dann im Wortbestand der Sprache. Die Neologismen können auch schnell veralten, wenn sie nicht mehr aktuelle Begriffe ausdrücken. Sie spielen aber keine groβe Rolle im deutschen Wortschatz.
Der Gesamttext ist, wie schon gesagt wurde, Forschungsobjekt mehrerer linguistischer Disziplinen. Ist es ein künstlerischer Text, so ist er außerdem Forschungsobjekt der Literaturwissenschaft. Ist es ein wissenschaftlicher Text, so folgt er in seinem Aufbau der Logik und dem Begriffssystem der entsprechenden Wissenschaft.
Jedoch gehört ein ganzer Komplex von Fragen der Textgestaltung in den Bereich der Textgrammatik.
Eines der wichtigsten Gestaltungsmittel des Textes ist eine einheitliche temporale Struktur des Textes, die je nach dem Typ des Textes durch die eine oder die andere Zeitform realisiert wird. So überwiegen in einem erzählenden Text das Präteritum und das von ihm abhängige Plusquamperfekt (die Erzähltempora oder die Tempora „der erzählten Welt“). Enthält der erzählende Text Dialogpartien, so ergibt sich die temporale Struktur des Textes aus dem Zusammenspiel der Zeitformen der „besprochenen“ und der „erzählten“ Welt, d. h, der präreritalen und der präsentischen Tempus Gruppe. Gehört der Text zum Funktionalstil der wissenschaftlichen Prosa, der Publizistik, zur Sprache der Werbung, so ist die dominierende Zeitform, die die zeitliche Perspektive des Gesamttextes prägt, das Präsens.
Der Text besitzt nicht nur eine temporale Struktur, sondern auch eine temporal-lokale Achse. Die Begebenheiten, von denen es handelt, sind zeitlich und lokal situiert. Sie verlaufen in einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort und sind auch innerlich zeitlich gegliedert. Diese konkrete zeitliche und lokale Perspektive wird vor allem durch lokale und temporale Umstandsbestimmungen in Form von Präpositionalfügungen, Adverbien und Pronominaladverbien, lokalen und temporalen Umstandssätzen ausgedrückt. Am klarsten ist die temporal-lokale Achse des Textes in einem Lebenslauf ausgeprägt.