An Stilelementen kommen hier in Betracht der Vergleich und die Tropen. Die Vergleiche sind die einfachsten und ältesten Formen sprachlicher Verdeutlichung in Bildern. Die Funktionen des Vergleiches sind mannigfaltig. Der Vergleich kann den Sachverhalt objektiv präzisieren (rationale Vergleiche), ihn hyperbolisch zuspitzen, subjektiv bewerten, bildlich veranschaulichen. Der Vergleich kann also die Ausdruckskraft der Aussage erhöhen und ist demzufolge immer expressiv.
Der Vergleich ist eine Gegenüberstellung mindestens zweier Sachverhalte, um Parallelen oder Unterschiede aufzuzeigen. Im Gegensatz zur Metapher und zur Parabel sind Vergleiche nicht poetisch ausgeschmückt und eher sachlich.
Man unterscheidet:
1) objektiv präzisierende Vergleiche (kommen im Stil der Alltagsrede und der Wissenschaft vor): der Sohn ist so groß wie der Vater;
2) metaphorische oder hyperbolisch emotionale Vergleiche (sind anschaulich, tragen zur Sprachökonomie bei und kommen im Stil der Belletristik vor): Hände wie die Krallen eines Geiers.
Dem Wesen nach bestehen die Vergleiche aus dem Grundbegriff (comparandum), der Vergleichsbasis (tertium comparationis) und dem Vergleichsbegriff (comparatum):
Die Vergleiche werden durch wie, als, ob, als ob eingeleitet:
Mein Sohn ist (comparandum, Grundbegriff) schon ebenso groß (tertium comparationis, Vergleichsbasis) wie sein Vater (comparatum, Vergleichsbegriff).
Man muss hier das „Dritte“ des Vergleiches (tertium comparationis) finden, d. h. eine semantische Verbindung zwischen den Vergleichsgrößen, das jedem Vergleich zugrunde liegt und das die Aussage expressiv macht:
Arm wie eine Kirchenmaus sein. Wie ein geölter Blitz rennen.
Der Tropus ist Resultat der Wechselbeziehung direkter und übertragener Bedeutung. Dabei entsteht ein neuer Begriff (ein Bild). Da jeder Tropus ein bildlicher Ausdruck ist, ist er als solcher anschaulich und emotional, also expressiv.
Der Tropus ist in der Rhetorik ein Oberbegriff für eine Gruppe rhetorischer Figuren.
Die wichtigsten Tropen sind:
1. Die Metapher (metapherien = „anderswohin tragen“), Stilfigur der antiken Rhetorik. Die Metaphern sind sprachliche Bilder, die sich auf einer Ähnlichkeitsbeziehung zwischen zwei Gegenständen bzw. Begriffen beruhen, d. h. auf Grund gleicher oder ähnlicher Bedeutungsmerkmale findet eine Bezeichnungsübertragung statt. Die Metapher leistet viel: Sie hebt ein Merkmal des Dinges (der Erscheinung) hervor, sie kann werten, veranschaulichen, graduieren; sie ästhetisiert den Text und schärft den Gedanken. Es gibt lebendige, tote, lexikalisierte Metaphern.
Abarten der Metapher:
1) die Personifizierung (Personifikation, „Verlebendigung“) – die Übertragung von Eigenschaften eines Lebewesens auf ein unbelebtes Wesen:
die Sonne lacht, der Himmel weint;
2) das Symbol (griech. symbolon = „Erkennungszeichen“) – die Namensübertragung von einem Denotat aufs andere auf Grund eines gemeinsamen Merkmals (tertium comparationis):
die Taube des Friedens;
die Allegorie (griech. Allegoria = „das Anderssprechen“) – die Metaphorisierung eines ganzen Textes bzw. Sachverhalts mittels einer und derselben Bildsphäre, d.h. eine größere Vorstellung wird hier in einem komplexen Bild verdeutlicht:
das Staatswesen als Schiff, der Tod als Gerippe;
3) die Synästhesie (griech. synasthesis = „Mitempfindung“) – Vorgang und Ergebnis der Verschmelzung von Reizen bzw. Empfindungen veschiedener Wahrnehmungsformen (Riechen, Sehen, Hören, Schmecken und Tasten). Die Erregung einer dieser Wahrnehmungsweisen löst simultan die Erregung einer anderen Wahrnehmungsweise aus, so dass es zu Phänomenen wie Farbenhören oder Tönesehen kommt. In der Sprache spiegelt sich die Synästhesie in metaphorischen Ausdrücken, wobei ein Element in übertragener Bedeutung verwendet wird: Eine Stimme kann weich (Tastsinn), warm (Wärmeempfindung), scharf (Geschmack oder Tastsinn) oder dunkel (Sehen) sein.
2. Die Metonymie – Bezeichnungsübertragung auf Grund tatsächlich gegebener Zusammenhänge zwischen den Erscheinungen. Man unterscheidet demzufolge räumliche, stoffliche, zeitliche, quantitative und kausale Verhältnisse:
ein Glas trinken (Gehalt/Behälter);
das Weiße Haus schweigt (Ort/Bewohner);
Bachus huldigen (Person/Funktion).
Ursprünglich metonymische Prägungen sind Cognak (nach der gleichnamigen Region), Tüll (Gewebe aus der französischen Stadt Tulle), lynchen (nach dem amerikanischen Richter Lynch), Röntgen (nach dem Entdecker der Röntgenstrahlen) u. a.
Die Periphrase (periphrasis = „Umschreibung“) bedeutet im weiteren Sinn des Wortes „Anderssagen“. Im engeren Sinn wird die Periphrase als Merkmal des Gegenstandes (der Erscheinung) interpretiert, das zu seiner sekundären Nominierung wird. Man will also damit ein wichtiges Merkmal hervorheben. Die Periphrase hat folgende Funktionen: Sie variiert den Ausdruck; sie kann den Sachverhalt bewerten, veranschaulichen, emotionalisieren, demzufolge ist sie immer expressiv.
Abarten der Periphrase:
1) die Antonomasie – Vermeidung der Eigennamen:
die Eiserne Lady, Elbflorenz, die neptunische Stadt,
das Land der Pyramiden, der Komponist der Zauberflöte;
2) die Hyperbel (griech. huperbole = „Übertreibung”) – man sagt etwas anders, indem man übertreibt. In Aufwallung von Gefühlenhyperbolisiert man oft Eigenschaft, Zustand, Maß, um den Angesprochenen zu beeindrucken. Das macht die Hyperbel durchaus expressiv:
totmüde, zu Tode betrübt, blitzschnell, das Schneckentempo.
Sie ist gang und gäbe in Märchen, Sagen, im Stil der Alltagsrede und auch in ideologischen Texten (die sog. chauvinistische Hyperbel der Führer aller Zeiten), in Werbetexten (bes. mit Vorsilben super-, welt-);
3) die Litotes (Pl. Litota) (griech. litotes = „Einfachkeit“) – die Verneigung des Gegenteils, es kann dabei eine Übersteigerung oder eine verstärkte Verneigung ausgedrückt werden:
nicht wenig (viel), nicht schlecht (gut), nicht (gerade) klein
(ziemlich groß), keine Glanzleistung (mäßige Leistung);
4) der Euphemismus (griech. euphemia = „das Wohlreden“) – beschönigender Ersatz für ein tabuisiertes Wort mit pejorativer Konnotation:
heimgehen, einschlafen (sterben), das Nullwachstum, die Entsorgung;
5) die Synekdoche (griech. Synekdoche = „das Mitverstehen“) – hierbei wird durch den Ersatzausdruck für ein gemeintes Wort die Grenze des Begriffsinhalts überschritten oder unterschritten. Möglich ist z. B. der Wechsel:
a) von der Art zur Gattung: die Sterblichen = die Menschen;
b) von der Gattung zur Art: unser täglich Brot = unsere Nahrung;
vom Teil zum Ganzen (pars pro toto): unter meinem Dache = in meinem Hause, Waschington = die USA.